Direkt zum Hauptbereich

Die Nadelburg bei Lichtenwörth

Die Nadelburg bei Lichtenwörth

Die Nadelburg bei Lichtenwörth nahe Wiener Neustadt ist ein 1747 unter Maria Theresia von Johann Christian Zug gegründetes Fabriksensemble. Neben der Metallwaren- und Messingwarenfabrik wurde eine Arbeitersiedlung, bestehend 30 Häusern, Schule, Gasthaus und Kirche, angelegt.
Das gesamte Areal war mit einer Mauer umgeben. Der Zugang erfolgte durch eines der drei Tore. Ein Kontakt der Arbeiterschaft mit den Einwohnern von Lichtenwörth war nicht erwünscht.
Die Arbeiter kamen größtenteils aus dem Süden Deutschland und die meisten waren Protestanten. Sie sollten zu guten Katholiken umerzogen werden. Daher beauftragte die erzkatholische Maria Theresia ihren Baumeister Nicolo Pacassi mit der Errichtung der großen Barockkirche zur hl. Theresia als Zentrum der Siedlung.
Die Fabrik existierte von 1747 bis 1930. Die ersten dort produzierten Produkte waren Näh-, Strick-, Steck- und Haarnadeln. Unter ihrem Gründer erwirtschaftete die Fabrik Verluste, erst nach dem Verkauf an den Industriellen Anton Hainisch wurde das Unternehmen hoch profitabel.
In Folge der Weltwirtschaftskrise und den nach dem Ende des ersten Weltkriegs wegbrechenden Märkte musste 1930 die Fabrik den Betrieb einstellen.

In den nachfolgenden Jahren bis zum Jahr 2000 war man sich der historischen Bedeutung der Anlage nicht bewusst und man ließ das Ensemble verfallen. Viele Bauwerke wurden abgerissen, so zum Beispiel das ehemalige Gasthaus nahe der Kirche oder die Fabrik selbst, von welcher heute nur mehr zwei Außenwände stehen. Dazwischen wurde eine Wohnhausanlage errichtet ... Auch die prächtige Fabrikantenvilla, "Schloss Nadelburg", wurde in den ersten 50er Jahren ein Opfer der Spitzhacke.

Immer noch besteht der Villateich mit seiner Insel. Auf dieser befand sich bereits im 12. Jhd. eine Wasserburg. Nach deren Zerstörung kam die Insel in den Besitz des Bistums Wiener Neustadt und es wurde der bischöfliche Hofgarten angelegt. Die von Maria Theresia höchstselbst mitten auf der Insel gepflanzte Kastanie wurde im Zuge einer Umgestaltung 1950 abgeholzt. Heute wird die Insel und der kleine umgebende Park als Naherholungs- und Veranstaltungsfläche genutzt.

Der Lichtenwörther Historiker Franz Gehrer sammelte Zeugnisse der Nadelburg und seit 1984 ist diese Sammlung in einem typischen Arbeiterwohnhaus nach Voranmeldung zu besichtigen. Die jetzigen Eigentümer - die Familie Bachtrögl - erweiterte die ursprünglich auf 20m² untergebrachte Sammlung und heute umfasst die Ausstellungsfläche rund 200m².


https://photos.app.goo.gl/43DcRjpb3s1f2hCk6
https://photos.app.goo.gl/43DcRjpb3s1f2hCk6

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Westlich von Retz

Westlich von Retz Unsere Wanderung führte uns von Retz mit seinem schönen Stadtplatz und der funktionstüchtigen Windmühle Richtung Parapluieberg. Am Weg dorthin besuchten wir den Friedhof der in den beiden Weltkriegen Gefallenen. Rasch erreichten wir den Gipfel (naja, das Gipfelchen) des Parapluiebergs und das namengebende Salettl. Weiter ging es über Hofern und an Niederfladnitz vorbei Richtung Schloss Karlslust. Dieses am Ende des 18. Jhd. erbaute Schloss befindet sich heute im Besitz der Grafen von Waldstein-Wartenberg und würde sich über eine Renovierung freuen. In den zahlreichen Nebengebäuden ist heute eine Forstverwaltung untergebracht. Auf etwas schwierigen und anstrengende Weg gelangten wir durch mehrere Gräben wieder auf die Anhöhe und folgten der tschechischen Grenze bis zum Heiligen Stein. Dort befand sich eine große Wallfahrtskirche, welche von Josef II. aufgehoben wurde. Heute lädt eine Kapelle zur Andacht ein, für das leibliche Wohl sorgt am Wochenende eine empfehlenswe...

Tee trinken für einen guten Zweck

Tee trinken für einen guten Zweck https://wirhelfen.univie.ac.at/

Von Pulkau zur Europawarte

Von Pulkau zur Europawarte Am Samstag war es wieder einmal so weit - eine Wanderung stand auf dem Programm: Von Pulkau zur Europawarte. Wir begannen unsere Tour am Hauptplatz von Pulkau und folgten dem Flusslauf bis zum Campingplatz und und weiter bis zur Abzweigung ins Bründltal. Durch dieses stiegen wir bergan un gelangten bald zur Bründkapelle, einem alten Wallfahrtsort: Als seinerzeit in Pulkau die Pest wütete, flohen einige Pulkauer zum am Berg gelegenen Bründl und wurden dort von der Pest verschont. Später wurde nach einem Bad im Bründl-Wasser ein gelähmtes Kind geheilt und spätestens dann war die Heiligkeit des Ortes und des Wasser klar ... Weiter führte uns der Weg auf den Gipfel des Hochkogels, welcher von einem bemerkenswert massiven Kreuz gekrönt ist. Steil bergab gelangten wir wieder in das Tal der Pulkau und folgten deren Lauf flußaufwärts, an der Peschtamühle vorbei, bis zur Hammerschmiede. Kurz vor dieser mündet der Passendorfer Bach in die Pulkau und diesem folgten...